Übertragung des Dorfplatz-Grundstücks
Das Grundstück wurde im September 2024 offiziell auf die Gemeinde Groß Düben übertragen, um es der Einwohnerschaft zur öffentlichen Nutzung zu überlassen. Der "Dorfplatz" wird am 26.10.2025 bei der Spielplatzeinweihung offiziell zum "Elisabeth von Zenker Platz" umbenannt. Bis Ende des Jahres werden zwei Tafeln mit Erläuterungen zur Geschichte der Familie und zur Übergabe an die Gemeinde aufgestellt. Das Design ist noch in Klärung.
Wesentlicher Dank gilt hier Beat von Zenker als Vertreter der Familie und dem direkten Nachkommen der Elisabeth von Zenker, Altbürgermeister Helmut Krautz und Ramona Bastian von der Verwaltung Schleife, dass es zur Eigentumsübertragung des Grundstückes per Schenkung auf die Gemeinde kam.
Wissenswertes über die Familie von Zenker
Ludwig v. Steiger-Rolle mit seiner Ehegattin Elisabeth v. Steiger,
geb. v. Zenker-Dahren.
Familie:
Elisabeth Anna Amalie von Zenker gehörte der Adelsfamilie von Zenker an. Dieses Geschlecht aus Mähren, wird in Brünn mit Hence Zenker als Bürgermeister, im Vertrag um ein geheimes Zimmer, im sogenannten Michaelisvertrag, im Jahre 1172 erstmalig erwähnt.
Ausgewandert nach Böhmen werden die Zenkers 1792 in Prag durch Kaiserin Maria Theresia von Österreich mit Geheimrat Johann Bernhard von Zenker geadelt. Dies für seine Verdienste um den Codex Theresianum, den er zusammen mit der Kommission von Joseph Anzonni entwickelt hatte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Codex Theresianum als wichtige Vorarbeit für das österreichische ABGB (Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch) gilt. Historisch gesehen war dies ein Meilenstein in der Rechtsgeschichte des Landes Österreich und wurde Vorbild für die meisten Gesetzbücher in ganz Europa ab 1812.
Aus der gleichen Familie stammen die Vorfahren der Anna Elisabeth in Sachsen, die sich aus Glaubensgründen im 18 Jahrhundert in Sachsen niederließen. Zuerst um Weifa herum, wo sie sich das Freigut Neukirch kauften. Das Stammgut der Familie v. Zenker ist ab 1820 das Rittergut Pommritz bei Hochkirch (Kreis Bautzen).
Erwähnungswert sind die Verdienste der Familie Zenker in der Medizin durch die Entdeckung der Zenkerschen Diventrikel durch Friedrich Albert von Zenker 1871 und die erste Herzverpflanzung durch Rudolf Zenker, der nach Barnard 1958 in Europa die erste Herztransplantation durchführte und dafür zum Ehrenbürger der Stadt München ernannt wurde.
Richard von Zenker ist ein bekannter General in Sachsen, der im ersten Weltkrieg durch seine Verdienste mit dem Sankt Georgs Orden ausgezeichnet wurde.
Die Familie von Zenker besaß, neben Gross Düben, viele Rittergüter in Sachsen.
Elisabeth von Zenker:
Elisabeth von Zenker wurde am 19.07.1871 auf dem Rittergut Dahren bei Göda/Bautzen geboren. Sie war die älteste Tochter des Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn Eduard von Zenker. Ihr Vater besaß neben dem Rittergut Dahren auch das Rittergut Kreischa bei Dresden (heute Teil der Kurklinik). Die Mutter von Elisabeth von Zenker war Anna, eine geborene von Brescius, Tochter des Landtagsabgeordneten Karl Moritz von Brescius, Besitzer der Rittergüter Jahmen, Dürrbach und Boxberg in Preußen, sowie der sächsischen Güter Rothnauslitz und Seitschen.
Sie hatte noch eine Schwester, Margarethe von Zenker und einen Bruder mit Namen Johannes Kurt von Zenker. Die Schwester Margarethe heiratete den Sohn des Ministers von Thümmel, Herr auf Nöbdenitz und Untschen. Seine Grabstelle in Form eines Naturdenkmals der Thümmelschen Eiche von Nöbdenitz ist in ganz Sachsen bekannt.
Elisabeth von Zenker wuchs in einem geschützten und begüterten Rahmen auf, welche ihr eine Ausbildung mit Hauslehrern ermöglichte.
Mit 16 Jahren besuchte sie die höhere Töchterschule in Altenburg/Thüringen. Mit 19 Jahren wurde Elisabeth in Dresden, wie üblich, in die höhere Gesellschaft eingeführt.
Ihr Bruder Johannes Kurt, der die Offizierslaufbahn einschlug, machte sie 1894 mit dem Schweizer Ludwig Armand von Steiger bekannt. Derselbe, außergewöhnlich für einen Schweizer, hatte die preußische Kadettenschule am Deutschen Eck gemacht und ebenfalls die Offizierslaufbahn eingeschlagen. Ludwig Armand von Steiger war der Sohn des Großrates Georg Thomas von Steiger und seiner Ehefrau Anna Rosalie, geborene von Effinger-Wildegg. Die Familie von Steiger-Rolle führt sich auf den Staatsmann von Bern, Hans Steiger, zurück und gilt als eine der angesehensten Familien der Schweiz.
Das Paar heiratete am 27.09.1904 in der Kirche Göda bei Bautzen. Der inzwischen zum Hauptmann beförderte Ludwig wurde nun Kommandant der Festung Deuze im Elsass und seine Familie lebte von da an in Straßburg. 1907 übernahm Ludwig die Familiengüter in Bern und Kirchdorf. Das Paar hatte nun vier Kinder mit Namen Hansjost, Silvestra, Annelise und Sigmund.
Der erste Weltkrieg zog über Deutschland und Johannes Kurt von Zenker verlor in der Schlacht an der Somme in Frankreich sein Leben. Damit ging das Rittergut Dahren auf die beiden Töchter Elisabeth und Margarethe über. Mit der Einführung der Republik 1920 verlor der Adel seine Vorherrschaft und die Monarchie wurde aufgelöst.
1920 verlor Elisabeth bei der spanischen Grippeepidemie ihren Mann. Ihr Neffe Wolfgang von Zenker, ebenfalls Berufsoffizier, heiratete am 08.05.1937 Silvestra von Steiger, welche ihm nun das Rittergut Dahren in die Ehe mit einbrachte. Das Ehepaar von Zenker-von Steiger lebte bis 1944 in Dahren.
Der Zweite Weltkrieg bedeutete eine weitere Zäsur für den Adel in Deutschland – vor allem für die Häuser, die sich in der sowjetischen Besatzungszone befanden. Die Parole "Junkerland in Bauernhand" machte eindeutig klar, dass der Adel zum Feindbild geworden war. In Folge der Bodenreform, die im September 1945 begann, wurden viele Adlige enteignet.
Auch die Familie von Zenker in Dahren musste fliehen, da sie ansonsten in das Gefangenenlager nach Rügen deportiert worden wäre. Sie übersiedelte auf das Familiengut Kirchdorf. Am 01.08.1957 verstarb Elisabeth von Zenker.
Auch das Rittergut Dahren wurde im Rahmen der Bodenreform 1954 enteignet. Da die Besitzerin jedoch Schweizerin und damit nicht deutscher Staatsangehörigkeit war, wurde versucht, über das Angebot eines Ersatzgutes, nämlich des Rittergutes Groß Düben, einen Ausgleich zu schaffen, der auch angenommen wurde.
Die DDR dauerte bis 1989, also fast 50 Jahre. In dieser langen Zeit, war es dem Adel verboten einzureisen. In den Jahren nach dem Mauerfall wurden die Grundstücke des Rittergutes Groß Düben, welche seit der Bodenreform zeitweilig in anderem Besitz waren, wieder an die Familie von Zenker zurückgegeben.
Um die Härte abzuwenden, die mit dieser Rekonstitution verbunden war, indem Familien, die während zwei Generationen dieses Land bewirtschaftet hatten und dies im Glauben es rechtmäßig erworben zu haben, beschlossen die Erben der Familien von Zenker und von Steiger, auf ihre Grundstücke zu verzichten oder diese gegen eine tragbare Entschädigung zu überlassen.
Es ist dem Verhandlungsgeschick des ehemaligen Bürgermeisters, Helmut Krautz und dem direkten Nachkommen der Elisabeth von Zenker, Herrn Beat von Zenker, ehemaliger Diplomat der Eidgenossenschaft und heutiger Schlossherr auf Gröditz bei Weißenberg zu verdanken, dass der Dorfplatz von Groß Düben nun einer Nutzung im Rahmen der Dorfgemeinschaft zugeführt werden kann.
(© Beat von Zenker)